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Allgemein Hochschulpolitik

Interview: Das macht change my HoMe an der HoMe

Wie ihr in unserem vorangegangenen Blogbeitrag lesen konntet, sind wir frisch anerkannte studentische Vereinigung an der Hochschule Merseburg. Aus diesem Anlass gaben wir den Leuten vom Hochschulmarketing ein Interview, das wir mit euch teilen möchten.


Interview aus dem @HoMe-Newsletter vom 22. November 2021


Seit wann gibt es euch?

Seit November 2019.

Wofür setzt ihr euch ein?

Wir sind der Ansicht, dass auch allgemeine, gesellschaftspolitische Themen nicht vor dem Hörsaal haltmachen und Debatten zum Studierendenleben dazugehören sollten. Mit unseren Aktionen wollen wir Themen auf den Campus tragen und eine Auseinandersetzung damit provozieren. Je nachdem, wer bei der Initiative mitmacht, verändert sich unsere Themensetzung.

Was und wen wollt ihr erreichen?

Wir hoffen, auch bei anderen Studis ein Interesse an dieser Hochschule und unseren studentischen Mitgestaltungsmöglichkeiten zu wecken, die weit über das eigentliche Studium hinausgehen. Viele wissen gar nicht, dass sie mitreden und demokratisch mitbestimmen können: beispielsweise über die Campusgestaltung und über Angebote an der Hochschule. Dafür muss man teilweise nicht mal in eine studentische Vertretung gewählt sein, Senatssitzungen sind öffentlich und als Gast hat man Rederecht. Wenn durch unsere Initiative und unsere Aktionen mehr Studis von hochschulpolitischen Abläufen erfahren und Lust bekommen, sich zu engagieren, indem sie z.B. in den Stura gehen oder bei change my HoMe mitmachen, dann haben wir viel erreicht.

Warum lohnt es sich, bei euch mitzumachen?

Wir hören häufig, dass Studis auch deshalb keine Kritik an Zuständen äußern, weil sie entweder negative Konsequenzen für sich befürchten oder vermuten, dass sich eh nichts ändern würde. Unsere bisherige Erfahrung zeigt aber: die Hochschulleitung ist durchaus offen für Gespräche und Kritik. Seitdem wir als studentische Initiative anerkannt sind, können wir uns auf Verwaltungs- und Entscheidungsebene leichter Gehör verschaffen und unsere Anliegen und Aktionen werden ernst genommen.

Dass wir eine studentische Vereinigung und kein Gremium sind, gibt uns außerdem jede Menge kreative Handlungsmöglichkeiten: wir können themenspezifisch, künstlerisch, intervenierend und rebellisch agieren.

Was habt ihr schon auf die Beine gestellt und was ist in Zukunft geplant?

Wir haben bereits zum zweiten Mal Kritische Einführungswochen an der HoMe organisiert, im Wintersemester 2022 wollen wir das wieder machen. In der Ersti-Woche 2020 solidarisierten wir uns mit der Waldbesetzung im Dannenröder Wald, indem wir mit Hängematten und Transparenten vor dem Hauptgebäude hingen. Letztes Jahr haben wir durch Mails und Beiträge auf unserem Blog viel Aufmerksamkeit auf die Hochschulwahlen gelenkt und erreicht, dass seitdem mehr Wert auf die Bewerbung der Wahlen und der Kandidat*innen gelegt wird.

Über Veranstaltungen und Aktionen, die in Zukunft stattfinden, entscheiden wir in der Gruppe. Wir haben ein paar Ideen für künstlerische Protestaktionen, vielleicht beschäftigen wir uns als nächstes mit der Campusentwicklung, dem Mensaessen, der Meinungsfreiheit oder etwas ganz anderem. Das kommt auch darauf an, welche neuen Gesichter sich uns in nächster Zeit anschließen werden.

Wirkt ihr auch in die Stadt Merseburg hinein?

Das ist nicht unser Hauptanliegen, aber indirekt tun wir das, zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit dem sowas e.V., der das soziokulturelle Leben in Merseburg bereichern will. So gab es bei den Kritischen Einführungswochen zum Beispiel ein Vernetzungstreffen mit Initiativen aus Merseburg und dem Saalekreis.

Wer kann bei euch eigentlich mitmachen?

Alle Studis der Hochschule, die an der HoMe mitsprechen wollen und Lust haben, sich zu engagieren, können bei uns mitmachen. Denn gemeinsam geht sowas viel besser, leichter und wirkungsvoller, als alleine! 🙂


Ende des Interviews


Wir bedanken uns beim Hochschulmarketing für dieses schöne Interview und die Unterstützung unserer Initiative.

Für alle, die sich fragen, warum und mit welchem Ziel wir uns 2019 gegründet haben, schildern wir gerne unsere Entstehungsgeschichte:

Im November 2019 war die Bundeswehr wie üblich auf der jährlich stattfindenden Firmenkontaktmesse vertreten. Eine staatliche Institution, die zur Kriegsführung dient hielten und halten wir für keinen normalen Arbeitgeber und wollten ihre Anwesenheit an der Hochschule deshalb nicht unkommentiert hinnehmen. Ziel war, eine Auseinandersetzung damit anzustoßen und dass die Bundeswehr künftig nicht mehr eingeladen wird. 

Das letzte Ziel haben wir leider nicht erreicht, auch dieses Jahr war die Bundeswehr wieder unter den Gästen der Firmenkontaktmesse. Eine Auseinandersetzung hingegen gab es damals nach unserem lauten Protest vor dem Stand der Bundeswehr: Wir saßen mit dem Rektorat an einem Tisch und für Mai 2020 war eine hochschulöffentliche Podiumsdiskussion zu Meinungsvielfalt und ‑Freiheit geplant. Diesen Plänen machte die Coronapandemie einen Strich durch die Rechnung und seitdem haben wir uns auf die Kritischen Einführungswochen konzentriert. Vielleicht kommt das Thema ja bald wieder zur Sprache 🙂 🙂 🙂